Funktionsweise und Regeln
Investieren oder nicht investieren, das ist hier die Frage!
Schlaue Sprüche kann jeder – schlau handeln nicht. Seit es die Börsenampel gibt, weiß ich aber immer was zu tun ist. Die Börsenampel der Investorenwerkstatt zeigt die dem Markt zugrundeliegenden Trends und Investitionsmöglichkeiten und hilft uns, diese leichter zu erkennen.
Als Grundlage dienen wöchentliche Daten vom S&P 500 seit 1950. Wir können uns somit auf fast 70 Jahre Daten stützen, wo wir in einem Großteil der Zeit investiert waren und die größten Kursrückschläge (zumindest rückgerechnet) an der Seitenlinie verbrachten.
Statistiker werden sagen, dass nicht ausreichend Daten zur Verfügung stehen, um daraus Handelsentscheidungen abzuleiten, da die Signalhäufigkeit relativ gering ist. Ich selbst habe leider noch nichts Besseres gefunden – wenn ihr eine bessere (und einfachere!) Lösung anbieten könnt, lasst es mich wissen.
Die Börsenampel beruht auf einer Idee aus dem Jahre 2009, wo ich es leid war, den zweiten massiven Bärenmarkt meiner Börsenkarriere mitzuerleben ohne genau zu erkennen wann dieser begonnen hat und wann er geendet hat. Damals hielt ich angesagte Rezessionen noch für ein gutes Mittel einen Bärenmarkt zu prognostizieren. Aber wann wieder investieren?
Wie alle anderen Werkzeuge der Investorenwerkstatt soll auch die Börsenampel „einfach“ funktionieren – oder einfach nur funktionieren.
Und das tut sie in einer eindrucksvollen Art und Weise mit relativ simplen Mitteln. Ohne unzählige technische oder wirtschaftliche Indikatoren. Ohne komplexe Berechnungen, ohne kostenpflichtigen Daten.
Die Anforderungen an die Börsenampel waren folgende:
- Ich will die richtig großen Bullentrends reiten
- Bei kurzen massiven Gegenbewegungen darf ich nicht aus dem Markt gekegelt werden
- Investitionsmöglichkeiten (Aufstockungen von Positionen) werden angezeigt
- Die großen Bärenmärkte möchte ich an der Seitenlinie oder abgesichert erleben
- Ich brauche ein rasches Einstiegssignal nach Ende des Bärenmarktes
Zu Beginn experimentierte ich noch mit Fundamentaldaten, wie der Kapazitätsauslastung oder der industriellen Produktion, der Arbeitslosigkeit-Änderungsrate, mit den T-Bills und T-Bonds und deren Ratio – alles hatte zu irgendeiner Zeit seine Berechtigung. Ich konnte aber nirgends Muster erkennen, die langfristig und dauerhaft ihre Gültigkeit behielten.
So machte ich das, was ich immer gemacht habe – ich machte den Preis zu meinem Freund. Denn eines sah ich immer wieder: Fundamentaldaten können einmal gut und einmal schlecht ausfallen – die Preisbewegung fiel nach Bekanntgabe der Daten einige Male positiv und andere Male wieder negativ aus.
Ein Backtest mit Fundamentaldaten, ohne die dahinterliegenden Ausgangslagen zu kennen, schien mir wie Lotteriespielen. Daher konzentrierte ich mich ausschließlich auf den Preis, denn was haben wir alle davon wenn wir etwas Fundamentales klar erkennen, aber der breite Markt schert sich einen feuchten Dr*** darum und der Preis tut was er will.
Jeder der sich ein paar Monate mit Börse beschäftigt weiß, dass es manchmal katastrophale Unternehmensdaten gibt, aber die Marktteilnehmer hatten diese schon eingepreist und daher gab es statt dem erwarteten Einbruch steigende Kurse. Und die meisten schauten dann ungläubig zu und warten, dass die Aktie doch wieder einbricht – macht sie aber nicht.
Deshalb: „Volle Konzentration dem Preis!“ Der Preis ist nicht weiter interpretierbar und daher aus meiner Sicht viel besser geeignet, Signale zu generieren. Einfache Mathematik generiert klare Signale – mehr wollen wir nicht.
Übrigens, wer noch weniger Arbeit haben möchte, aber trotzdem gute Ergebnisse will: die Beachtung eines einfachen 200-Tage Gleitenden Durchschnitt ist weit effizienter als viele andere Indikatoren, da nicht so viele Einflussfaktoren wirken und dieser dementsprechend viel einfacher zu interpretieren ist.
Die Funktionsweise der Börsenampel – erklärt mit einer Straße, Bullen und Bären
Um diese besser zu verstehen, werde ich versuchen, euch ein anschauliches Beispiel zu bringen:
Für die Investorenwerkstatt ist die Börse eine Einbahnstraße einen Berg hinauf! Eine mehrspurige Einbahnstraße! Das heißt: Langfristig wird es immer vorwärts-/ aufwärtsgehen, solange unser derzeitiges Wirtschaftssystem akzeptiert ist.
Die Börsenbullen rasen diese Straße aufwärts. Manchmal nur auf der ersten Spur; manchmal auch auf der dritten Spur.
Immer wieder gibt es Kreuzungen mit Querverkehr! Da kommt der Bär daher! Ist es ein einzelner kleiner Bär, erkennen wir dies und schalten die Ampel der Bullen auf grün blinkend. Kommen mehrere kleine Bären gibt es Gelblicht. Das ist eine prinzipiell eine Investitionsphase, wo Positionen aufgestockt oder neu eingegangen werden. Dieser einzelne kleine Bär oder die paar kleinen gehen aber rasch in der rasenden Bullenmasse unter – daher gibt es wieder Grünlicht.
Kommen nach dem kleinen Bären aber weitere kleinere dann gibt es Gelblicht – kommt ein Großer Bär, dann zeigt die Ampel Rotlicht. Das heißt für alle Bullen entweder stehenbleiben (Positionen werden verkauft) oder ausweichen (Positionen absichern oder zum Teil verkaufen). Wir lassen die Bären spielen und warten auf den Augenblick, wo die Bullen wieder Kraft getankt haben und in der Überzahl sind.
Grünlicht kommt: die Bullenherde rast wieder los und stürmt davon (neue Positionen werden eröffnet).
Übrigens gab es in den letzten 70 Jahren niemals eine Rotphase ohne unmittelbarer, mehrwöchiger Gelbphase davor. Was nicht heißt, dass dies nicht doch einmal passieren kann. Also: Attention & Good Buy!
Die Datenbasis und Indikatoren zur Börsenampel
Getestet wurde mit wöchentlichen Daten des ^GSPC (S&P500), welche bis 1950 zurückreichen.
Dreh- und Angelpunkt ist der Preischart auf Wochenbasis.
Als Indikatoren kommen ein Hoch/Tief-Kanal (Donchian-Channel) mit einer Einstellung von 51 Wochen und verschiedene gleitende Durchschnitte (Moving Averages) mit den Einstellungen 3, 9, 25 und 50 zur Anwendung (Kürzel: DC51; MA3; MA9; MA25; MA50).
Der Sinn liegt im „Reiten“ eines Trends, wo nur in echten Bärenmärkten ein Ausstieg bzw. eine Absicherung notwendig werden soll. Diese Börsenampel erfüllt diesen Zweck sehr gut und vermeidet die größten Bärenmärkte. Man wird aber auch nicht bei jeder kleinen Korrektur aus dem Markt gekegelt!
Zusammenfassung der Funktionsweise und Regelwerk:
Die Grünphase: Nur bei intaktem Aufwärtstrend! Dieser liegt vor, wenn der Schlusskurs des ^GSPC 3 Wochen hintereinander größer als der MA50 ist, oder bei einer bestimmten Kombination des Preises mit den anderen gleitenden Durchschnitten.
Grün blinkend: wenn der Preis unter allen beobachteten gleitenden Durchschnitten absinkt.
Die Gelbphase: Wenn das Tief des DC 51 kleiner ist als in der Vorwoche (= neues 51-Wochentief) wird die Gelbphase aktiviert! Erst danach entstehen die Triggerwerte, um eine „Rotphase“ einzuläuten.
Die Rotphase: Kleinere Kursschwankungen sollen in dem Übergangsbereich von Gelb auf Rot ausgeklammert werden; nur eindeutige Kursrückgänge sollen zu einer Rotphase führen. Daher gibt es 2 unterschiedliche Triggerwerte. Dies hat den Sinn, dem Markt unterschiedliche Puffer zu geben, je nachdem ob er eher schnell weitersinkt oder in eine Verlangsamung des Abwärtstrends übergeht. Es sind unterschiedliche Werte mit verschiedenen Zeitrahmen der Gültigkeit.
Eine neue Grünphase entsteht bei Vorliegen eines neuen Aufwärtstrends (siehe oben)
Die Gelbphase ist quasi „open Source“ und für jedermann und jeder Frau nachvollziehbar. Die genaue Berechnung der Grünphasen und der Rotphase ist meine kleine Blackbox: wer es für „Rot“ einfach haben will, könnte aber ausgehend vom 51-Wochentief der Gelbphase 5% abziehen und diesen als Triggerwert für einen Schlusskurs darunter setzen. Das gibt zwar einige Fehlsignale mehr – ist aber auch sehr einfach durchführbar. „Grün“ funktioniert auch mit dem preislichen Überschreiten des GSPC über seinen MA50 alleine schon sehr gut.
Diese simple Übersicht bietet mehr als nur zufriedenstellende Ergebnisse. Das meiner Meinung nach optimale Verhältnis zwischen maximalen Investitionszeitraum und minimalen Zeiten der Absicherung oder Totalausstieges (ca. 12% des Beobachtungszeitraumes) rechtfertigt die Berechnung von Details bei den Ausstiegen und Widereinstiegen.
Diese Regeln wurden 2009 erstellt und zuletzt am 12.11.2017 nach weiteren ausgiebigen Testungen erweitert. Es wurden verschiedene %-Werte getestet und auch unterschiedliche Signallängen. Die Parameter der Indikatoren wurden nicht verändert, da diese seit vielen Jahren meine bevorzugten Einstellungen sind. Der Status grün blinkend wurde im Januar 2018 hinzugefügt um kurze preisliche Rückschläge besser und öfter zu Aufstockungen und Neu-Investitionen zu nutzen!
Handlungsbeispiele innerhalb der verschiedenen Phasen
Zum Abschluss die Übersicht, was unterschiedliche Anlegerpersönlichkeiten in den verschiedenen Ampelphasen tun könnten:
Grünphase heißt Vollinvestition innerhalb seiner selbst aufgestellten Regeln. Das kann für einen defensiven Investor bedeuten, dass er sein 20% Risikokapital, welches er in Aktien steckt, voll ausnützt. Für den aggressiven Investor, der nur Aktien hält, kann das bis zur vollen Marginauslastung seines Kontos gehen, was ich ihnen aber NIE empfehlen würde. Zu viele unliebsame Überraschungen lauern in der Börsenwelt auf uns. Innerhalb von Grünphasen können die zwischenzeitlich vorkommenden kleineren und größeren Korrekturen zum Aufbau von Positionen genutzt werden.
Grün blinkend und auch die Gelbphase signalisieren in der Regel Möglichkeiten zum Zukauf. Vor allem wenn die Kurse bereits wieder nach oben drehen oder andere Muster zur Trendfortsetzung vorhanden sind.
Rotphasen definiert der vorsichtige Anleger als Zeit an der Seitenlinie. Entweder verkauft er alle oder einen Teil seiner Positionen, oder er sichert diese ab. Der aggressive Investor nutzt die Zeit der Unsicherheit an den Börsen, um günstig an Schnäppchen zu kommen.
Schlusssatz:
Die Börsenampel ist für den wirklich langfristigen Anleger ausgerichtet, der Investitionszeiträume von mindestens 10 Jahren anpeilt. Die Betonung liegt auf mindestens. Ich würde eher 20 – 25 Jahre als optimalen Zeitraum ansehen um auch alle Phasen sinnvoll nutzen zu können! Trader brauchen andere Krücken um erfolgreich am Markt agieren zu können. Die Beachtung der langfristigen Trends schadet aber nicht.
Wie geht’s weiter?
Wir werden sehen wie sich die Signale der Börsenampel in den nächsten Jahren im Vergleich zu anderen weit komplexeren Darstellungen von Börsenphasen schlagen werden. Die Investorenwerkstatt stellt die leicht verzögerten Signale der Börsenampel IMMER KOSTENFREI zur Verfügung! Dies wird so bleiben, solange diese den langfristigen Anlegern einen Mehrwert bieten oder durch bessere Signalisierungen abgelöst werden.
Hier gehts zum aktuellen Chart mit den eingezeichneten Signalen!
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